Alexander Ernst – Diplom-Psychologe

Psychologischer Psychotherapeut – Verhaltenstherapie
Freiburg im Breisgau

Ein wirklich kleines Selbst-
Experiment?

Ein Beispiel zur klassischen Konditionierung mit Anleitung als PDF

Dokumentation schwieriger Situationen des Alltags

Ein Bogen zum Notieren alltäglicher Situationen als PDF

Special: Hundephobie als Beispiel für die Angstbehandlung

Kara im Hundehimmel

Diese Website ist in Ihrem Ursprung so alt, dass sie sogar meine Hündin Kara überlebt hat, die immerhin 15 Jahre wurde und die sich im Jahr 2013 für immer nicht nur aus dem Therapiegeschäft verabschiedet hat.

Obwohl Kara keine Nachfolgerin oder Nachfolger hat, hat diese Seite nach wie vor ihren Sinn, da sie ein geradezu klassisches »Setting« einer therapeutisch begleiteten Konfrontation mit einem »gesicherten Auslöser« beschreibt. In diesem Fall ist es ein (ebenfalls) ausgebildeter und folgsamer Hund.

Auch wenn ich selbst seit 2013 ohne vierbeinige Begleitung durchs Leben gehe: Bei Bedarf steht mir aber nach wie vor ein Hund für die therapeutische Arbeit zur Verfügung. Mit diesem können wir Situationen herbeiführen, in denen Sie kontrolliert und begleitet die Konfrontation mit einem Hund erleben und so auch erlernen können.

Hundephobie in der therapeutischen Praxis

Durch die Jahre, die ich mit meiner Hündin Kara teilte, weiß ich erst, wie viele Leute richtige Ängste vor Hunden haben. Sei es, sie wechseln »unauffällig« die Straßenseite, oder ich werde in unmissverständlicher Weise in der Straßenbahn aufgefordert, mir einen anderen Platz zu suchen …

An Hundephobie stirbt man vermutlich nicht, es kann aber – genauso wie bei anderen Phobien auch – zu einer mehr oder minder lästigen Einengung des Lebensumfeldes führen, was soweit gehen kann, das Haus nicht mehr verlassen zu können.

So zum Beispiel bei einem jungen sportlichen Mann, aktiver Mountainbiker, der sich nach einigen unerfreulichen Hundebegegnungen weder zu Fuß noch mit dem Rad in den Wald traute. Er konnte schlussendlich seinen geliebten Sport gar nicht mehr ausführen. Wenn er es trotzdem versuchte, kam es – durch seine Angst begünstigt – natürlich zu weiteren »dramatischen« Hundekontakten, die seine Ängste jedoch eher schürten …, ein Teufelskreis!

Oft, aber nicht immer, findet sich als Auslöser der Hundephobie in Kindheit oder Jugend ein traumatisches Ereignis mit einem Hund, womöglich gar mit einer Bissverletzung. Logischer Weise wollen wir uns – und das ist bei allen Phobien der Fall – vor ähnlichen Ereignissen schützen, was zur Meidung des Angst auslösenden Reizes führt. Kurzfristig nimmt die Angst bspw. durch Flucht zwar ab, langfristig bezahlen wir jedoch dafür einen hohen Preis. Die Angst nimmt zu, jeder Hund, sei er noch so klein und süß, lässt uns vor Angst erschaudern …

Wie sind wir bei oben geschildertem Fall vorgegangen?

Beim Erstkontakt, in dem der Klient sein Problem schilderte, musste Kara zunächst im Büro bleiben. Eine zu früher Kontakt hätte wohl dazu geführt, dass Herr M. den Therapieraum schneller verlassen hätte, als er rein gekommen war.

In den weiteren Sitzungen wurden »frühe Traumata« sowie typische Auslösesituationen der Hundeangst eruiert. So zeigte sich, dass die Angst besonders stark war, wenn der Klient alleine im Wald unterwegs war. Weiterhin wurden typische Angstsymptome, wie Schwitzen, Zittern, Beschleunigung der Herzfrequenz etc. besprochen. In der dritten Sitzung war Herr M. einverstanden, dass Kara im äußersten Eckchen des Therapieraumes Platz nehmen durfte, was zunächst zu einer deutlichen Zunahme der Angst mit den begleitenden körperlichen Empfindungen führte. Herr M. konnte dabei jedoch die Erfahrung machen, dass die Symptome vor lauter Konzentration auf das Gespräch langsam abnahmen. Die nächsten Stunden verbrachten wir damit, dass wir über typische Fehler im Umgang mit Hunden sprachen, so war er beispielsweise bisher davon ausgegangen, dass das Fixieren der Hundeaugen, den Hund beruhigen würde. Gerade ängstliche Hunde (auch die gibt es!) werden dadurch u.U. eher aggressiv. Wir vereinbarten erste einfache Touren mit dem Bike in der Begleitung von Freunden, da dies als einfachste Hausaufgabe galt.

Das ist typisch für die Angstbehandlung: Ziel ist die Konfrontation mit dem Angstauslöser, wobei man mit möglichst einfachen Übungen beginnt, damit sich gleich ein Erfolgserlebnis einstellt.

Die Übungen wurden im Anschluss besprochen und Verbesserungsmöglichkeiten eruiert. Ein typischer Fehler besteht darin, nicht lange genug in der Situation zu verbleiben, was u.U. dazu führt, dass eine »Restangst« übrig bleibt. Zwischendurch machten wir gemeinsame Spaziergänge mit Kara, die dann auch nach Absprache Bellen durfte, was bei Herrn M. anfänglich wiederum zu heftigen Reaktionen führte.

Inzwischen war Kara in den Stunden schon fast freundschaftlich mit dem Klienten verbunden, durch ihre vorsichtige Art hatte sie sich ihm schrittweise genähert, und ließ sich dann genussvoll streicheln. Herr M. war dann im weiteren Verlauf in der Lage, zunächst kleinere Touren alleine zu unternehmen, was er zunehmend ausbaute.

Nach zehn Stunden konnten wir die Therapie mit Erfolg abschließen.

Über Kara

Abbildung Kara

Kara war eine reinrassige Appenzeller Sennhündin und stammte aus dem Schweizer Jura. Kara wurde mit Hilfe einer sehr erfahrenen Trainerin erzogen, was für mich als Verhaltenstherapeuten sehr lehrreich war: Böse gesagt, schlechte Verhaltenstherapie ist einer Tierdressur nicht unähnlich …

Sigmund Freuds Hund YofiÜbrigens: auch aller Therapeuten »Übervater« Sigmund Freud hatte in seinen letzten Lebensjahren eine enge Verbindung zu seinen Chow-Chows. Seinen ersten, Lun Yu, hatte er in den späten Zwanziger Jahren von einer amerikanischen Kollegin und Freundin der Familie erhalten. Von Yofi, ihrem Nachfolger, berichtet Freuds Sohn, er habe stets den analytischen Sitzungen beigewohnt und regelmäßig das Ende der Stunde durch Gähnen signalisiert.

Kara und Yofi schienen eins gemeinsam zu haben: gegenüber Fremden waren sie etwas reserviert. Freud forderte seine Klienten auf, ihn (den Hund!) beim Erstbesuch nicht zu streicheln, er schnappe manchmal …

In einem Brief an Marie Bonaparte (1882-1962) schreibt Freud: »Es sind wirklich die Gründe, weshalb man ein Tier wie Jofi mit so merkwürdiger Tiefe lieben kann, die Zuneigung ohne Ambivalenz, die Vereinfachung des Lebens, von dem schwer erträglichen Konflikt mit der Kultur befreit, die Schönheit einer in sich vollendeten Existenz. Und bei aller Fremdartigkeit der organischen Entwicklung doch das Gefühl einer innigen Verwandtschaft, einer unbestrittenen Zusammengehörigkeit. Oft, wenn ich Jofi gestreichelt, habe ich mich dabei ertappt, eine Melodie zu summen, die ich ganz unmusikalischer Mensch als Arie aus dem Don Juan erkennen musste: Ein Band der Freundschaft bindet uns beide ...«. Da hat der »Alte« gar nicht so unrecht …

Gute Hundeliteratur:

Eric H.W. Aldington: Was tu ich nur mit diesem Hund? Gollwitzer

Turid Rugaas: Calming Signals – Die Beschwichtigungsrituale der Hunde. Animal Learn Verlag

Erik Zimen: Der Hund. Abstammung – Verhalten – Mensch und Hund. Goldmann

Konrad Lorenz: So kam der Mensch auf den Hund. dtv

Urs Ochsenbein: Diverse Titel. Schweizer Hundepapst, der sich besonders um die Ausbildung und Einsatz von Rettungshunden verdient gemacht hat. Zur Liste der Bücher von Urs Ochsenbein bei amazon.de.

Ausschnitt aus einer Flipchart-Darstellung

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Alexander Ernst – Diplom-Psychologe – Psychologischer Psychotherapeut
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