Ein Fallbeispiel
Herr F. stammte aus Ex-Jugoslawien
und kam wegen anhaltend starker Kopfschmerzen und Schwindel in Therapie. Durch
den Krieg hatte er Haus und Hof verloren, ...
Das
Fallbeispiel als PDF
Eine alte chinesische Geschichte
erzählt davon, daß man in
diesem Leben nie weiß, was sich als Glück oder Unglück erweisen
wird. Die
Geschichte als PDF |
Hypnotherapie
Wie sieht eine Hypnotherapie praktisch aus?
Grundsätzlich unterscheidet sich jede
Hypnotherapie von der anderen, da im Sinne von Erickson individuell und
pragmatisch vorgegangen wird. Im Folgenden finden Sie einige typische
»Standards«, die häufig zur Anwendung kommen.
Anliegen
Wie bei jeder anderen psychotherapeutischen
Methode gilt es zunächst, das Anliegen des Klienten zu klären.
Häufig ergibt sich hier schon die Möglichkeit, Ressourcen zu
eruieren, die den weiteren Verlauf positiv beeinflussen können.
Vorgespräch und Rapport
Ich beziehe mich dann auf die Vorerfahrungen
des Klienten, insbesondere welche Kenntnisse er über Hypnotherapie
mitbringt. Häufig werden einige der oben beschriebenen Befürchtungen
genannt, die gemeinsam an Hand entsprechender Alltagsbeispiele geklärt
werden können, darüber hinaus werden alle Phasen der Hypnotherapie
ausführlich besprochen. Dies dient in erster Linie der Reduktion von
Ängsten und dem Aufbau einer guten vertrauensvollen Beziehung, ohne die
eine Induktion von Trance nicht möglich ist.
Induktion der Trance
Eine Trance beginnt üblicherweise damit,
es sich im Sessel so bequem wie möglich zu machen, der Stimme, die Sie
führt, zuzuhören, eventuell dabei auf seinen Atem zu achten und
verschiedene Veränderungen der Körperwahrnehmung zu beobachten. Unter
Umständen kann eine Armlevitation hilfreich sein, dabei wird die Hand oder
der Arm so leicht, dass er sich wie von alleine ohne bewusstes Zutun hebt. Die
Trance kann durch verschiedene Techniken vertieft werden. Falls Sie aus
irgendeinem Grund aus der Trance »erwachen«, ist das in keiner
Weise problematisch, da üblicherweise im Anschluss die Tiefe zunimmt
(Fraktionierung). Eine entsprechende CD oder MC kann Ihnen helfen, zu Hause
selbstständig in Trance zu gehen und damit Selbsthypnose für Ihre
Ziele verfügbar zu machen. Ich habe für Sie eine knapp
fünfminütige Audiodatei im mp3-Format
vorbereitet, die Ihnen praktischer Einstieg in das Thema dienen kann.
Physiologische Veränderungen
Der Zustand der Trance wird oft als ein
Schweben zwischen Wachen und Schlafen beschrieben, stellt er jedoch für
das Gehirn einen entspannten Wachzustand mit kurzwelligen Alpharhythmen im EEG
dar, der mit dem Schlaf keine Zusammenhänge aufweist. In Trance
verändern sich zahlreiche Köperfunktionen: die Muskelspannung nimmt
ab, Herz- und Atemfrequenz reduzieren sich ebenso wie der Blutdruck. Die
Hauttemperatur verändert sich, sowie auch diverse Funktionen des Hormon-
und Immunsystems.
Aufmerksamkeit und Gedächtnis
In Trance wird die Aufmerksamkeit nach
»Innen« gelenkt, Geräusche, die normalerweise stören
würden, werden entweder als unwichtig empfunden oder überhaupt nicht
wahrgenommen. Ebenso werden innere Bilder deutlicher und klarer gesehen. So
kann es Ihnen durchaus passieren, dass Sie bei der Vorstellung einer
Meeresszene tatsächlich das Salz auf Ihren Lippen schmecken
Der Zugang zu Inhalten des
Langzeitgedächtnisses ist deutlich verbessert. Dies kann etwa bei der
Suche nach Ressourcen und Zukunftsvisionen hilfreich sein. Oder es kann bei der
Bearbeitung konflikthafter Prozesse und Aufarbeitung eines Traumas genutzt
werden.
Therapeutische Prozesse
Ein Ziel der Hypnose besteht darin,
unwillkürliche Reaktionen zuzulassen, wo wir durch zuviel Absicht dem
Körper die Möglichkeit nehmen, selbst die richtigen Lösungen zu
suchen. Trance löst innere Suchprozesse aus. Gute Lösungen entstehen
zumeist dann, wenn wir unserem Unbewussten die Möglichkeit geben, direkt
für uns kreativ zu werden. Z.B. kann man in Trance das Unbewusste
befragen, welchen Sinn Beschwerden haben und welche Möglichkeiten
bestehen, diese zu verändern. Erickson maß dem Unbewussten
größte Bedeutung zu, häufig forderte er seine Klienten einfach
auf, dem Unbewussten zu vertrauen und sich von ihm als Helfer führen zu
lassen.
Mit Hilfe von Dissoziation kann
beispielsweise Schmerz als unwichtig abgeschwächt oder gar komplett
ausgeblendet werden. Dissoziation erleben wir auch häufig im Alltag, etwa
wenn wir ein spannendes Buch lesen und so fasziniert sind, dass wir das
Klingeln an der Tür überhören
Assoziative Prozesse sind dafür
nützlich, fehlende Aspekte hinzuzufügen, die entweder aus dem
Erfahrungsschatz des Klienten selbst (Ressourcen) oder per Suggestion
eingeführt werden können: »Was hätte in diesem Moment ihr
bester Freund getan?«
Regression als
Zurückversetzen des Klienten in eine frühere Zeit seines Lebens
verstanden ist zur Aufsuche von Ressourcen hilfreich, sowie bei allen
Situationen, die in irgendeiner Weise nicht abgeschlossen sind. Auch dies ist
im Rahmen des Alltags erlebbar: Sie finden auf dem Speicher eine altes
Spielzeug und bemerken dabei, dass Sie sich auf einmal genauso fühlen, wie
zur der Zeit, als Sie damit in Ihrer Kindheit gespielt haben.
Das Gegenteil davon ist die
Progression: die Vorstellung von Situationen, Verhaltenweisen und
Bedingungen in der Zukunft. Damit lässt sich etwa eine stressige
Prüfungssituation durchgehen und so neues Verhalten bahnen und
stabilisieren. Oder Sie stellen sich Ihr neues Leben als Nichtraucher vor oder
welche Kleider Sie anziehen, wenn Sie schlanker geworden sind. Auch lassen sich
Situationen so anschauen, als ob das Problem bereits gelöst wäre:
»Stellen Sie sich vor, es wären jetzt fünf Jahre vergangen, wie
würden Sie den Konflikt mit Ihrem Teamleiter dann einschätzen, was
hätte Ihnen bei der Lösung geholfen?«
Erickson selbst war ein großer Meister
der Utilisation. Das heißt nichts anderes als Bedingungen, die im
Grunde beschwerlich sind, für sich sinnvoll nutzbar zu machen.
Beispielsweise litt er unter starker Farbenblindheit. Statt unter diesem Makel
zu leiden, machte er die Farbe Lila, die er gut sehen konnte, zu seinem
»Markenzeichen«. Sein Therapiezimmer war lila gestrichen, seine
Studenten schenkten ihm zuweilen lila Geschenke
Im therapeutischen Kontext bedeutet dies, den
Prozess weitestgehend an die Möglichkeiten und Fähigkeiten des
Klienten anzupassen. Allein die Sprache bietet hier schon vielfältige
Möglichkeiten: wahrscheinlich ist es sinnvoller, jemanden, der sich seiner
Heimat sehr verwurzelt fühlt, im Dialekt anzusprechen, als einen
Professor, der sich seit Jahren nur mit einer Primzahl beschäftigt
Reframing heißt übersetzt
»einen neuen Rahmen geben« oder einfacher ausgedrückt:
Umdeutung und Neubewertung. Ziel ist es, das Verhalten, das bisher abgelehnt
wurde, durch eine Perspektive oder ein neues Ziel in einem veränderten
vielleicht sogar positiveren Licht zu sehen. Damit können
Symptome eine neue Funktion erhalten und anders verarbeitet werden, etwa
dadurch, dass ein Schmerzen auf einmal zum Warnsignal für zuviel Stress
wird.
»Eine alte chinesische
Geschichte« (siehe PDF) ist ein gutes Bespiel für erfolgreiches
Reframing, dem alten Bauern gelingt trotz widriger Umstände immer wieder,
das Beste aus seinem Schicksal zu machen. Oder im Sinne des finnischen
Psychiaters und Buchautors Ben Furman: »Es ist nie zu spät, eine
glückliche Kindheit zu haben.«
Das mag sich jetzt alles recht sperrig lesen,
Hypnotherapie ist jedoch unheimlich kreativ, bedient sich unterschiedlicher
Methoden und ist oft sehr humorvoll. Häufig kommen kleinere Geschichten,
Metaphern und Jokes zum Einsatz, die wie beiläufig Veränderungen
bewirken.
In ihrem pragmatischen Vorgehen lässt
sich Hypnotherapie bestens mit verhaltenstherapeutischen Techniken kombinieren.
Utilisation und Reframing wiederum schaffen die Nähe zu
systemisch-kurzzeittherapeutischen Ansätzen.
Übrigens: Nicht jede Hypnosession muss
durch einen tiefen Zustand der Trance gekennzeichnet sein. Sind Sie skeptisch!
Manch einer verließ den Therapieraum, fühlte sich gut und hatte zu
keiner Zeit die Augen geschlossen
^ top |