Hypnotherapie
Historisches zur Hypnotherapie
Die Anwendung von Trance, d.h. eines
veränderten Bewusstseinszustandes, ist wohl eines der ältesten
therapeutischen Verfahren überhaupt. Schon in prähistorischer Zeit
haben Menschen Zeremonien und Rituale gekannt, die suggestive Wirkung hatten.
Spätere Beispiele sind das Orakel von Delphi oder der Tempelschlaf, bei
dem die Patienten aufgefordert wurden, ein Heilmittel für ihre Beschwerden
zu träumen.
Mesmer
Der deutsche Arzt Franz Anton Mesmer
(1734-1815) entdeckt die Hypnose um 1770 wieder und befreite sie vom
mystisch-religiösen Charakter, indem er die exorzistischen Heilungen des
Paters Gassner als natürlich erklärte. Dies gilt als Geburtsstunde
der heutigen Psychotherapie. Auch wenn in dieser zweiten historischen Phase die
Hypnose große Verbreitung fand, gelang es Mesmer nicht, ihre
wissenschaftliche Anerkennung zu erreichen.
Er experimentierte zunächst mit
Magneten, welche den Patienten aufgelegt wurden. Er nannte diesen Effekt
»Animalischen Magnetismus«. Aufgrund Mesmers Popularität wurde
dieser Vorgang des Hypnotisierens lange Zeit auch als
»Mesmerisieren« bezeichnet. Dieser Ausdruck existiert immer noch im
Englischen: to mesmerize: hypnotisieren; fig. faszinieren.
Später in Paris
führte er in seiner Praxis ob des großen Patientenzulaufs
Gruppenbehandlungen mit dem Baquet ein, dem Gesundheitszuber": Eine
hölzerne Wanne, die sowohl mit Eisen- und Magnetstücken als auch mit
Glas und Wasser gefüllt war, wurde von Mesmer magnetisiert. Aus dieser
ragten Eisenstäbe heraus, die sich die Kranken direkt an erkrankte
Körperstellen auflegten.
Mesmer kann somit als einer der ersten
Gruppenpsychotherapeuten angesehen werden.
Braid
Der etwas verdrießlich aussehende Herr
ist James Braid (1795-1860) in einer zeitgenössischen Abbildung, wie er in
der damals üblichen Form durch Augenfixation mit Hilfe eines Stifts eine
Trance induziert. Von ihm hat die Hypnose ihren Namen: Braid stellte in seinen
Forschungen (heute würde man sagen in fälschlicher Weise)
Ähnlichkeiten zum Schlaf fest und benannte 1843 diesen Zustand nach dem
griechischen Gott des Schlafes: Hypnos.
Freud
Auch Sigmund Freud (1856-1939)
experimentierte mit Hypnose. Deshalb hielt er sich mehrere Monate in Paris auf,
um an der Salpêtrière bei Charcot dessen Heilmethoden zu erlernen.
Freud gab jedoch die Hypnose recht bald wieder auf, nachdem er das Gelernte den
Wiener Professoren vorgestellt hatte und dort keine Anerkennung gefunden hatte.
Er ersetzte die Hypnose dann durch die Technik der freien Assoziation.
Böse Zungen behaupten, er wäre nicht in der Lage gewesen, einen
tiefen Zustand der Trance herzustellen
Autogenes Training nach Schultz
Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts kam es
zu einem Niedergang der hypnotischen Verfahren, sie wurden von Spiritisten und
Okkultisten aufgegriffen und für deren Zwecke eingesetzt. Eine aus der
Hypnose abgeleitete Methode überlebte jedoch, das Autogene Training nach
Schultz (1932), das nach wie vor bei tiefenpsychologisch orientierten Kollegen
großen Zuspruch findet.
Erickson
Als Begründer der modernen Hypnotherapie
gilt Milton H. Erickson (1901-1980). Der amerikanische Psychiater aus Phoenix
war mit 17 Jahren erstmalig an Kinderlähmung erkrankt und litt zeitlebens
unter Schmerzen, die letzten 10 Jahre brachte er im Rollstuhl zu. Seine
Muskelkraft hatte so stark nachgelassen, dass er teilweise beide Hände
benutzen musste, um eine Gabel zu halten. Häufig wandte er Selbsthypnose
zur Schmerzreduktion an. Trotzdem blieb er zeitlebens ein fröhlicher und
humorvoller Mensch, der offensichtlich keinem Schabernack abgeneigt war.
Durch den Respekt, den er gegenüber
seinen Klienten zeigte, und seine außergewöhnliche Beobachtungsgabe
war er ein Meister im Individualisieren des therapeutischen Prozesses. Erickson
gelang es mit Leichtigkeit, die Ressourcen seiner Klienten aufzuspüren,
die er dann für weitere Schritte einsetzte. Für seine Interventionen
benutzte er nicht die klassische Technik der direkten Induktion von Trance mit
dramatischen Suggestionen, sondern eine indirekte Form der Kommunikation in
Form von spontan konstruierten Geschichten und Metaphern. Dadurch gelang er
gleichsam durch die Hintertüre und ohne gleich den Widerstand des Klienten
heraufzubeschwören, zum Kernpunkt der Probleme und führte diese zu
eigenständigen - nachhaltigen Lösungen.
Erickson der Trance als einen
völlig natürlichen Zustand des Alltags auffasste verhielt sich
oft sehr kreativ und pragmatisch, er war mehr dem gesunden Menschenverstand
verpflichtet als Theorien. Aus diesem Grund hat er immer abgelehnt, eine eigene
psychotherapeutische Schule zu begründen.
Heute wird in fast allen Therapieformen von
Lösungs- und Ressourcen orientiertem Vorgehen gesprochen, als
Begründer dieses kurzzeittherapeutischen Ansatzes muss jedoch Milton H.
Erickson gewürdigt werden.
Auch wenn der Hypnose nach wie vor der Ruf
von Unseriosität anhaftet, liegt inzwischen eine Vielzahl von
wissenschaftlichen Arbeiten vor, die ihre Wirksamkeit in verschiedensten
Indikationsbereichen nachweisen.
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